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Persönlichkeiten – Wosobiny

Wir wollen Ihnen einige wichtige Persönlichkeiten Hoyerswerdas vorstellen, deren Leben und Wirken mit unserer Stadt verbunden war und ist.

Gerhard Gundermann / 1955 bis 1998

Gerhard Gundermann, geb. 1955 in Weimar) lebte ab 1967 in Hoyerswerda, 1973 legte er hier sein Abitur ab. Mit dem Eintritt in den Singeklub Hoyerswerda begann 1972 seine künstlerische Laufbahn, die ihn über die „Brigade Feuerstein“ zu seiner Band „Seilschaft“ führte und ihn zu einem der progressivsten Liedermacher und kreativsten Rockpoeten Deutschlands machte. Gundermann arbeitete nach seiner Exmatrikulation an der Offiziersschule Löbau zunächst als Hilfsarbeiter im Tagebau Spreetal, ab 1976 ließ er sich an der Abendschule zum Facharbeiter ausbilden. Mitte der 1980er-Jahre schrieb Gundermann zusammen mit Alfons Förster das Kindermusical Malvina, mit dem er gemeinsam mit der Hoyerswerdaer „Brigade Feuerstein“ erfolgreich tourte. 1986 hatte er erste Soloauftritte als Liedermacher. 1988 erschien seine erste LP, die wie seine weiteren offiziellen Studioplatten nicht im Liedermacher-Stil, sondern mit verschiedenen Rockbands eingespielt wurden. In den 1990er-Jahren konnte der „singende Baggerfahrer aus der Lausitz“ mit Titeln wie Engel über dem Revier (musikalische Verarbeitung der für sein Leben einschneidenden Entlassung aus dem Tagebau 1997) oder Hier bin ich geboren (Reflexion der eigenen Heimat und Herkunft) eine wachsende Fangemeinde um sich versammeln. Mit seinem breiten Themenspektrum in den Songs über niedergehende Industriereviere, Leben und Sterben, einfache Alltagsgeschichten, Umwelt oder Arbeitslosigkeit wurde Gundermann im Osten populär, während er im Westen Deutschlands zunächst unbekannt blieb. Die kritisch-poetische Analyse der Wiedervereinigung und ihrer Folgen für Ostdeutschland nahm auf seinen späteren Platten einen zentralen Stellenwert ein. Gerhard „Gundi“ Gundermann hat zwei Leben in einem gelebt, das Leben eines Baggerführers im Braunkohletagebau um Hoyerswerda und das Leben eines Liedermachers.

„In der Konkretheit seiner Geschichten und Metaphern lässt sich das Allgemeine menschlichen Suchens nach individuellem und gesellschaftlichem Glück erfassen, finden die eigenen Erfahrungen von Kraft und Gemeinschaftlichkeit, von Sehnsucht, Enttäuschung, Verzicht, von Hoffnung einen als gültig anerkannten Ausdruck.“ (Zitat Dr. Lutz Kirschner)

Der begnadete Rockpoet Gerhard Gundermann starb in der Nacht zum 21. Juni 1998 im Alter von nur 43 Jahren in seinem späteren Wohnort Spreetal. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Hoyerswerda. Seine Lieder werden bis heute sowohl von jungen Künstlern als auch von namhaften Liedermachern und Bands neu arrangiert und aufgeführt.

Werke Gundermanns

  • 1988 CD „Männer, Frauen und Maschinen“
  • 1992 CD „Einsame Spitze“
  • 1993 CD „Der siebente Samurei“
  • 1995 CD „Frühstück für immer“
  • 1997 CD „Engel überm Revier“
  • 1998 Video „Live im Tränenpalast“
  • 1998 Video & CD „Unplugged 1994“ (mit Silly)
  • 1998 CD „Krams – das letzte Konzert“
  • 2000 CD „Live-Stück I“ (mit Jams, Rakatak u.a.)
  • 2004 CD „Werkstücke II“ (mit Die Wilderer)
  • 2005 CD „Werkstücke III – Torero“

Brigitte Reimann / 1933 bis 1973

Brigitte Reimann lebte von 1960 bis 1968 in Hoyerswerda. Hier entstand ihr Roman „Franziska Linkerhand“, der sich sehr kritisch mit dem Aufbau einer sozialistischen Neustadt auseinandersetzt. Geboren wurde Brigitte Reimann am 21. Juli 1933 als ältestes von vier Geschwistern Kleinstadt Burg bei Magdeburg. Nach dem Abitur war sie als Lehrerin und in weiteren Berufen tätig, bis sie nach der Veröffentlichung ihres ersten Buches 1955 als freie Autorin arbeitete.
Im Jahr 1960 zog sie mit ihrem zweiten Ehemann Siegfried Pitschmann nach Hoyerswerda in die – nach Eisenhüttenstadt -„zweite sozialistische Wohnstadt“ der DDR. Deren Entstehung und Aufbau waren unmittelbar mit dem Werden und Wachsen des Braunkohlenkombinates Schwarze Pumpe verbunden. Hintergrund dieser Entscheidung war der sogenannte „Bitterfelder Weg“, der eine bestimmte Periode in der Literaturgeschichte der DDR in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Professionelle Schriftsteller begaben sich in die „sozialistische Produktion“, in die Betriebe, wurden in die Arbeitskollektive „integriert“ und schrieben über das Leben der Werktätigen, leiteten oftmals die Zirkel „Schreibende Arbeiter“, in denen sich Werktätige schriftstellerisch betätigten. Wie viele ihrer Schriftstellerkollegen, so Erwin Strittmatter, Erik Neutsch, Franz Fühmann oder Christa Wolf, ging auch Brigitte Reimann „in die Produktion“. In ihrem Fall in das Kombinat „Schwarze Pumpe“.
Während ihrer Zeit in Hoyerswerda entstanden zahlreiche Werke, Erzählungen und Hörspiele mit denen sie sich als anerkannte Schriftstellerin einen bleibenden Platz in der DDR-Literatur geschaffen hat. 1968 zog sie nach Neubrandenburg. Eine schwere Krebserkrankung führte zu ihrem frühen Tod am 20. Februar 1973.

In Hoyerswerda erinnert die Brigitte-Reimann-Bibliothek, eine gleichnamige Straße, eine Begegnungsstätte und eine Stele mit dem Namen „Die Liegende“ an die streitbare Schriftstellerin.

Werke Reimanns

  • „Der Tod der schönen Helena“ (Erzählung)
  • „Die Frau am Pranger“ (Erzählung)
  • „Das Geständnis“ (Erzählung)
  • „Ein Mann steht vor der Tür“, „Sieben Scheffel Salz“ (Hörspiele)
  • „Ankunft im Alltag“ (Erzählung)
  • „Die Frau am Pranger“ (Fernsehspiel)
  • „Die Geschwister“ (Erzählung)
  • „Das grüne Licht der Steppen. Tagebuch einer Sibirienreise“
  • „Franziska Linkerhand“ (Roman – unvollendet -)
  • „Ich bedaure nichts“ (Tagebücher 1955 – 1963)
  • „Alles schmeckt nach Abschied“ (Tagebücher 1964 – 1970)

Kurt Klinkert / 1927 bis 2004

Kurt Klinkert galt als malender Ortchronist von Hoyerswerda. „Die Malerei ist mein Lebenselixier“, so hat der Heimatmaler einmal über sich selbst gesagt.
Auf seine ganz persönliche Weise hat der Autodidakt, der Künstler und malende Chronist das Werden und Wachsen, aber auch das Schrumpfen seiner Stadt begleitet, hat so ein Stück Zeitgeschichte mit Pinsel und Farbe in unzähligen Bildern, Zeichnungen, Radierungen und Grafiken festgehalten. Stilleben, Porträts, Historienbilder, Darstellungen sorbischer Traditionen – vor allem aber Motive von und aus „seinem“ geliebten Hoyerswerda und „seinem“ Kombinat Schwarze Pumpe wurden von ihm in fast rastloser Arbeit geschaffen. Öl- und Temperaarbeiten, Radierungen und Drucke gehörten dabei zu seinen bevorzugten Techniken. Der Drang, seine Umwelt so zu malen wie sie ist, unverfälscht und ohne Rücksicht auf moderne Stilrichtungen der Kunst, hat ihn von Kindheit an begleitet – und er ist dieser Auffassung stets treu geblieben.
Kurt Klinkert wurde am 2. Juli 1927 in Friedland, Bezirk Breslau (Schlesien) als Sohn eines Waldarbeiters geboren. Seine Mutter starb, als er noch ein Kind war. Sein Vater wurde auf Grund seiner kommunistischen Einstellung im Jahr 1936 von den Nazis nach Dauban im Kreis Rothenburg ausgewiesen und arbeitete dort als Kutscher und Waldarbeiter. Die Familie lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen. In Dauban erlebte Kurt Klinkert seine Schul- und Jugendzeit.
Von 1933 bis 1941 besuchte er die achtklassige Volksschule und begann danach in der Standesherrschaft Muskau eine Lehre als Waldarbeiter.
Im Jahr 1944 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Heimkehr im Jahr 1946 arbeitete er in der Forst- und Landwirtschaft und half seinem Vater auf der Neubauernsiedlung.
Danach arbeitete Kurt Klinkert mehrere Jahre in der SDAG Wismut. Diese schwere und gesundheitsschädigende Arbeit führte wenige Jahre später zu seiner Invalidisierung.
Im Jahr 1957 heiratete er seine Ehefrau Friedel, die ebenfalls aus Schlesien stammte. Wie andere Wismut-Arbeiter auch wechselte er in die Lausitzer Region in das sich seit August 1955 im Aufbau befindliche Kombinat Schwarze Pumpe.
Er begann im Jahr 1959 mit seiner Arbeit als Anstreicher. Ebenfalls im Jahr 1959 wurde er Mitbegründer des Mal- und Zeichenzirkels Schwarze Pumpe.
Im Jahr 1960 bekam er gemeinsam mit seiner Ehefrau Friedel in der damals noch jungen und aufstrebenden Stadt Hoyerswerda eine Wohnung. Kurze Zeit später, im Jahr 1961, wurde er auf Grund seines schweren Leidens invalidisiert.
Von diesem Zeitpunkt an widmete er sich ganz der Malerei, sie war seine Selbstverwirklichung und Therapie zugleich. Der Malzirkel im Kombinat Schwarze Pumpe wurde zu seinem zweiten Zuhause – hier konnte er im Kreis Gleichgesinnter wirken, seine Ideen und Vorstellungen und auch seine Bilder besprechen, vorstellen und verwirklichen. Bekannte Maler wie Dieter Dreßler, Rudolf Graf und Horst Ring betreuten diesen Malzirkel. Davon inspiriert gründete Kurt Klinkert in Hoyerswerda auch einen Malzirkel für Kinder.
1974 erhielt er von den zuständigen Behörden die Gewerbeerlaubnis für handwerkliche Prägearbeiten im Teilgewerbe für Leder- und Metallprägung. Erst nach langem Warten und so mancher Auseinandersetzung wurde im Jahr 1984 dem Autodidakten Kurt Klinkert durch das Ministerium für Kultur der DDR die staatliche Zulassung als Maler und Grafiker zuerkannt. Im Rahmen von zahlreichen Personalausstellungen sowie rund 35 „Kleinen Galerien“ wurden die Werke des freischaffenden Malers Kurt Klinkert in den vergangenen vier Jahrzehnten präsentiert. Klinkert nahm selbst an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. Ein Großteil seiner Arbeiten befindet sich im Fundus des Stadtmuseums Hoyerswerda oder auch als Dauerleihgabe in der Energiefabrik Knappenrode – Lausitzer Bergbaumuseum. Sehr viele seiner Bilder sind aber auch in den Wohnungen zahlreicher Hoyerswerdaer Bürger oder in Arztpraxen zu finden.
Anlässlich seines 75. Geburtstages am 2. Juli 2002 wurde ihm im Schlossmuseum Hoyerswerda eine Sonderausstellung „Kurt Klinkert – 40 Jahre künstlerisches Schaffen“ mit etwa 130 seiner Arbeiten aus seinem Lebenswerk gewidmet, darunter über 40 Hoyerswerda-Ansichten, Lausitzer Landschaften und Porträts.
Am 7. Oktober 2004 verstarb Kurt Klinkert nach längerer schwerer Krankheit. Auf Beschluss des Stadtrates vom 22. Februar 2005 trägt seit dem 1. Juli 2005 eine Straße im Wohnkomplex II in Hoyerswerda seinen Namen.

Günter Peters / 1907 bis 1987

Ölbild von Kurt Klinkert

Günter Peters machte sich in Hoyerswerda vor allem um den Zoo und das Museum verdient.
Er wurde am 20. September 1907 als Sohn einer Korbmacherfamilie in Hoyerswerda geboren. Nach dem Abschluss der Lehre ging er 1928/29 zum Studium an die Kunstakademie nach Dresden.
In den Jahren 1930/31 arbeitete er als Modezeichner. Ebenfalls in dieser Zeit belegte er Abendkurse an der Volkshochschule und vervollkommnete seine Kenntnisse und Fähigkeiten als Maler. Studienreisen, die er in der Folgezeit unternahm, führten ihn nach Italien, Österreich, Holland und in die Schweiz.
Seit 1937 war er als freischaffender Künstler in Breslau tätig. Von hier aus bereiste vor allem Polen. Auf einer der Reisen lernte er den polnischen Maler Professor Kowalski kennen, mit dem er in der Folgezeit zusammenarbeitete.
Die politischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre machten um Peters keinen Bogen und so wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Gefangenschaft kehrte er 1947 nach Hoyerswerda zurück und arbeitete im Maleratelier des Landratsamtes.
Nach dem Umzug des Museums vom Burgplatz zum Schloss übernahm er ab 1952 die Leitung dieses Hauses. Neben dieser Tätigkeit galt sein Interesse dem kulturellen Leben der Stadt Hoyerswerda. Auf seine Initiative wurden im alten Stadtgefängnis, das sich im Erdgeschoss des Schlosses befand, die Zellen entfernt und die Gewölbe des alten Schlosssaales freigelegt. Mit den nunmehr hier möglichen Veranstaltungen wurde das Schloss zum kulturellen Mittelpunkt in der Stadt Hoyerswerda.
1959 gründete er den Tiergarten der Stadt, den er gemeinsam mit dem Museum bis 1975 leitete. Die zahlreichen Gehege wurden vorwiegend von Brigaden aus dem Braunkohlenkombinat Schwarze Pumpe und aus den neu entstandenen Betrieben in Hoyerswerda errichtet. Auf Grund der engen Beziehungen zu Prof. Ullrich, dem Direktor des Dresdener Zoos, konnte Günter Peters zahlreiche Tiere im neuen Tierpark präsentieren, die in Hoyerswerda eine Art „Urlaub“ vom Zoo Dresden verbrachten.
Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Museumsleiter und Tierparkdirektor wirkte er ehrenamtlich weiter im kulturellen Bereich der Stadt. Er engagierte sich dafür, dass neue Brunnen und kulturelle Einrichtungen entstehen konnten.
Gemeinsam mit dem Bildhauer Jürgen von Woyski, dem Verband bildender Künstler und dem Rat der Stadt organisierte er seit 1975 die Internationalen Bildhauersymposien im Freiluftatelier des Tiergartens.
In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich wieder verstärkt seinem eigentlichen Beruf, der Malerei. Neben den Landschaften der Umgebung galt sein Interesse besonders Motiven in der Stadt Hoyerswerda. Eine große Anzahl von Aquarellen im öffentlichen Bereich, vor allem aber im Stadtmuseum, zeugen von seiner Schaffenszeit.
Am 3. Juli 1987 verstarb Günter Peters. In Erinnerung an sein Lebenswerk und in Würdigung seiner Verdienste zeichnet die Stadt Hoyerswerda seit dem Jahr 1999 alljährlich, seit 2009 alle zwei Jahre, jeweils einen ehrenamtlich engagierten und verdienstvollen Bürger mit der „Günter-Peters-Ehrennadel“ aus.

 

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