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Ort der Vielfalt – Městno wšelakorosće

Warum ist die Stadt Hoyerswerda ein Ort der Vielfalt?

In Hoyerswerda gibt es eine Fülle an Aktivitäten für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Die breite Basis des Engagements gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus reicht dabei von Anstrengungen Einzelner, über Vereine und Organisationen, bis hin zu Schulen und zur Stadtverwaltung. Auch Art und Inhalt sowie die Zielgruppen der Aktivitäten sind bunt und mannigfaltig.

Seit Jahren gibt es Projekte zur politisch-historischen Bildung. Unter den Überschriften „Wider das Vergessen“ bzw. „Zur Zukunft gehört die Erinnerung“ setzen sich junge Menschen anhand von Zeitzeugengespräche, Lesungen, Projektarbeiten usw. einerseits mit dem Nationalsozialismus sowie andererseits mit der SED-Diktatur auseinander.

Auf Basis eines Stadtratsbeschlusses wurde das Lokale Handlungs- und Entwicklungskonzept „Fit fürs Leben“ umgesetzt (später weiterentwickelt zum Handlungskonzept Bildung). Ein breites Spektrum an koordinierten Angeboten verschiedener örtlicher und überörtlicher Einrichtungen, ermöglicht die Herausbildung umfassender Kompetenzen nicht zuletzt in sozialer, emotionaler und kommunikativer Hinsicht.

Als Rechtsextremisten anlässlich der 15ten Jährung der ausländerfeindlichen Übergriffe des Jahres 1991 aufmarschierten, fanden sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter und Vertreterinnen aus Vereinen, Institutionen und der Stadtverwaltung zur „Initiative Zivilcourage“ zusammen, die seitdem vielfältig tätig wird, beispielsweise bei der Beseitigung von Schmierereien, aber auch mit Informationsmaterial.

Unter Leitung des Oberbürgermeisters tagt regelmäßig der „Kriminalpräventive Rat“. Ständige Mitglieder sind die örtlichen Behördenleiter von Polizei, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft sowie Vertreter des Landratsamtes. Anlassbezogen werden weitere kompetente Teilnehmer aus Projekten und Institutionen hinzugezogen. Ziel ist, alle Kräfte zu bündeln und gemeinsam Maßnahmen (lokale Aktionspläne) zu erarbeiten, die dazu beitragen können, eine Stärkung der Demokratie und Toleranz zu erreichen und insbesondere dem Rechtsextremismus entgegenzutreten.

Vor dem Hintergrund eines Marsches rechter Gruppierungen am 1. Mai 2010 setzte eine stadtweite Schulaktion mit „HÄNDE GEGEN RECHTS“ ein klares Zeichen für Toleranz und Demokratie.

In der Kulturfabrik/Soziokulturelles Zentrum der Stadt Hoyerswerda gab und gibt es Jugendfilmprojekte („Alle anders – alle gleich“), Theatergruppen, und vieles mehr zum Thema Demokratie, Toleranz und Vielfalt.

„DEMOKRATIE – EINMISCHEN ERWÜNSCHT! Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus im Landkreis Bautzen“ hieß am 23.06.2010 eine gemeinsame Regionalkonferenz des Landkreises und des Landespräventionsrates Sachsen. Die maßgebliche Beteiligung Hoyerswerdaer Akteure an der Ausgestaltung der Workshops macht deutlich, dass Hoyerswerda gut aufgestellt ist, wenn es um Strategien gegen Rechtsextremismus und Möglichkeiten demokratiefördernder Bildungsarbeit geht.

Am 4. Februar 2011 rief Oberbürgermeister Stefan Skora, im Rahmen der Bildungskonferenz der Stadt Hoyerswerda, das Jahr 2011 zum „Jahr der Vielfalt“ aus. Er knüpfte damit an die Auszeichnung Hoyerswerdas als „Ort der Vielfalt“ an, die er stellvertretend für die ganze Stadt am 21. Oktober 2010 in Berlin in Empfang nehmen durfte.
Mit dem „Jahr der Vielfalt“ rief Oberbürgermeister Stefan Skora alle Vereine, Verbände, Bildungseinrichtungen, Initiativen aber auch einzelne Bürger auf, durch vielfältigste Aktionen auf das bunte und von Urbanität geprägte öffentliche Leben in Hoyerswerda aufmerksam zu machen.
„Das Jahr 2011 ist bekanntlich das Jahr, in dem sich die ausländer-feindlichen Ausschreitungen von 1991 zum 20. Mal jähren. Wir alle“, so der Oberbürgermeister, „wollen der breiten Öffentlichkeit unser neues, wahres und vor allem demokratisches Bild der Stadt Hoyerswerda zeigen.“

Nicht zuletzt zeugt die große Anzahl von Angeboten und Aktivitäten in der Stadt davon, dass Hoyerswerda ein Ort der Vielfalt ist. 

Chronologie der Ereignisse im Herbst 1991


Projekt_Mitwisser gesucht
Fit fürs Leben
Hände gegen rechts
Initiative Zivilcourage
Kufa-Filmprojekt
Politisch-historische Bildung
Interkulturelle Wochen 2017 – Hoyerswerda

Hoyerswerda 1991 – Gedenkwochenende 

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

gemeinsam mit der Initiative Zivilcourage, der Volkshochschule Hoyerswerda und dem Stadtmuseum Hoyerswerda organisiert die Stadtverwaltung mit zahlreichen Partnern und Förderern das Gedenkwochenende »Hoyerswerda 1991: Erinnerungen – Einsichten – Perspektiven« vom 17. bis 19. September 2021.

Seit den Ereignissen aus dem Herbst 1991 steht bei vielen der Name Hoyerswerda als Synonym für Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Rechtsextremismus. Die zurückliegenden 30 Jahre zeichnen ein anderes Bild von Hoyerswerda. Trotz der gravierenden Probleme und Herausforderungen, denen sich die Stadt auf Grund der demografischen Entwicklung und struktureller Umbrüche stellen muss, gibt es intensive Bemühungen und sichtbare Erfolge bei der Gestaltung eines bunten und von Urbanität geprägten öffentlichen Lebens in Hoyerswerda.

Mit dem Gedenkwochenende möchten wir einerseits die Sicht der damaligen Opfer zeigen, andererseits aber auch die Betrachtung und Reflexion der Ausschreitungen in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen im gesamtdeutschen Kontext nachzeichnen. Nur wenn man die Ereignisse aus dem Herbst 1991 als Teil der Stadtgeschichte von Hoyerswerda annimmt, kann das zu einem Aufeinander zugehen und zu Versöhnung führen.

Ich lade Sie ein, sich bei den vielfältigen Veranstaltungen von 17. bis 19. September 2021 zu informieren, zu erinnern, Ihre Sichtweise auf die Geschehnisse darzulegen und über aktuelle Probleme und Fragen zu diskutieren.

Ihr
Torsten Ruban-Zeh
Oberbürgermeister

Programm

Das Programm für das Gedenkwochenende vom 17. 9. bis 19.09.2021 können Sie hier aufrufen: https://zivilcourage-hoy.de/hoyerswerda-1991-gedenkwochenende/.

Hintergrund

Im September 91 entwickelten sich anfängliche Attacken einiger alkoholisierter Skins gegenüber vietnamesischen Markthändlern in kürzester Zeit zu massiven gewalttätigen Übergriffen auf ein Vertragsarbeiterwohnheim sowie in der Folge auf ein Asylbewerberheim und die darin lebenden wehrlosen Menschen. Die Gewalt ebbte erst ab, nachdem das Wohnheim zum Teil und das Asylbewerberheim komplett geräumt und die Bewohner zu neuen Unterkünften in anderen Orten gebracht wurden.
Hunderte Schaulustige bildeten eine Kulisse für die Gewaltaktivisten und ihre Angriffe auf die Vertragsarbeiter und Asylbewerber, sowie für Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der rechten und linken Szene. Die Bilder von brennenden Molotow-Cocktails, von verängstigten Wohnheiminsassen sowie von gaffenden, johlenden oder sogar anfeuernden „Normalbürgern“ gingen um die Welt.

Hoyerswerda hat sich oft genötigt gesehen, sich zu verteidigen. Dabei ging es immer um die Stadt, um uns, fast nie ging es um die damaligen Opfer: Wer waren sie? Wo kamen sie her? Wo gingen sie hin? Was ist aus ihnen geworden? Erinnern wir an die, um die es wirklich ging: die mosambikanischen und vietnamesischen Vertragsarbeiter sowie die damaligen Bewohner der Asylbewerberunterkunft.
Aber nicht nur Erinnerung soll ein Schwerpunkt unserer Aktivitäten sein, auch der Austausch mit Kommunen, die ähnliche Ereignisse in der jüngeren Geschichte erleben mussten, soll zeigen, wie in den letzten 30 Jahren mit Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Rechtsextremismus umgegangen wurde, welche Erfolge erzielt wurden und welche aktuellen Probleme es gibt.

Hoyerswerda grüßt Mosambik

Am 16. Juli 2021 versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger auf dem Lausitzer Platz, um eine Grußbotschaft nach Mosambik zu schicken.
Da sich im September zum 30. Mal die Ausschreitungen gegen Vertragsarbeiter*innen und Asylsuchende in Hoyerswerda jähren, sollte eine Geste der Freundschaft nach Maputo gesendet werden. Dort treffen sich noch immer jeden Mittwoch die sogenannten „Madgermanes“,  ehemalige Vertragsarbeiter, die in Hoyerswerda einst ihre Heimat hatten.
Mit der von der Initiative Zivilicourage initiierten Aktion wurde gezeigt, dass eine breite Bürgerschaft in Hoyerswerda nicht damit einverstanden ist, was damals hier geschah und die heute bereit ist, dafür Zivilcourage zu zeigen. Dazu wurden ca. zwei Meter große Buchstaben aus Papier auf den Platz gelegt. Die daraus entstehende Grußbotschaft wurde gefilmt.

HOYERSWERDA SAÚDA M0ÇAMBIQUE
(H. grüßt M.) = 26 Buchstaben = gefilmt im Zeitraffer 20 Sekunden

Video zur gemeinsamen Aktion der Initiative Zivilcourage:

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Hoyerswerda setzt ein Zeichen

Im September 2014 wurde an zentraler Stelle in der Neustadt das Denkmal „Offene Tür-offenes Tor“ enthüllt, als Stätte der Erinnerung an die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von 1991.

Dem Gedenkort vorausgegangen war ein künstlerischer Ideen-Wettbewerb gegen das Vergessen, den der Stadtrat auf Anregung des Oberbürgermeisters ausgelobt hatte, mit dem Ziel, eine geeignete Form und einen geeigneten Ort des Gedenkens zu finden.
Aus den insgesamt acht Wettbewerbsarbeiten bzw. Vorschlägen, die sowohl aus Hoyerswerda selbst, als auch von weiter her kamen, wählte eine Jury den Entwurf der Hoyerswerdaer Unternehmerin und Künstlerin Martina Rohrmoser-Müller aus. Für sie steht das Symbol „Offene Tür, offenes Tor“ für Gastfreundschaft, offenes Herz und Willkommenskultur, der darüber liegende „Regenbogen“ symbolisiert Aussöhnung, Freundschaft und Frieden.
Die offene Tür wurde in Anthrazit – im schlichten Baustil der Hoyerswerdaer Neustadt – aus homogenem Basalt gestaltet. Sie trägt die Aufschrift „Herbst 1991   Hoyerswerda vergisst nicht – wir erinnern“. Um die kräftigen Farben des Regenbogens darzustellen, setzte sie beidseitig farbiges Glas in den Stein ein. Außerdem wurde als multimediales Element auf einer Seite der Türpfeiler ein QR-Code angebracht. Damit sind sowohl Informationen über die Ereignisse im Herbst 1991, als auch zu den vielschichtigen Aktivitäten der Bürgerinnen und Bürger gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus, und für Demokratie, Weltoffenheit und Vielfalt abrufbar.

In seiner Rede zur Denkmal-Enthüllung machte Oberbürgermeister Stefan Skora deutlich, dass diese Form des Erinnerns in Hoyerswerda nicht unumstritten ist. „Aber Demokratie muss das aushalten“, so Stefan Skora. Weiterhin verwies er auf die Veränderung im Umgang mit den Ereignissen vom Herbst ´91. Er legte dar, welche großen Anstrengungen alle demokratischen Kräfte seit 1991 in Zusammenarbeit mit dem Land Sachsen und dem Bund unternommen haben, um in der Stadt keinen Nährboden für Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass zu bieten.
Der Sächsische Ausländerbeauftragte Prof. Dr. Martin Gillo betonte in seinen Worten ebenfalls die Notwendigkeit des Zusammengehens aller demokratischen Kräfte. „Hoyerswerda zeigt, wie unterschiedlichste Akteure trotz unterschiedlicher Perspektiven zusammenarbeiten“, so seine Einschätzung.

Hoyerswerda hilft mit Herz

Im Januar 2014 richtete der Landkreis Bautzen in Hoyerswerda eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber ein. Lange vor der Ankunft der ersten Bewohner wandte sich der Oberbürgermeister mit einem offenen Brief an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Darin hieß es u. a.: „Auch wenn die behördliche Zuständigkeit auf Seiten des Landratsamtes liegt, erachte ich es als äußerst wichtig, dass die Stadt Hoyerswerda, dass wir alle gemeinsam einen möglichst problemlosen Eingliederungsprozess der Asylsuchenden unterstützen.“
Zur Information der Öffentlichkeit, zur Beantwortung offener Fragen und nicht zuletzt auch zur Beseitigung von Ängsten in der Bevölkerung lud Oberbürgermeister Stefan Skora zu zwei Bürgerforen ein. Darüber hinaus führte der Landkreis einen Tag der offenen Tür in der Asylbewerber-Unterkunft durch.

Parallel zu diesen Aktivitäten gründete sich ein Bürgerbündnis / Netzwerk, in welchem sich verschiedenste Akteure zusammenfanden, um Unterstützer für die Heimbewohner, Helfer und Partner für die Heimleitung und Ansprechpartner für die Bürgerschaft zu sein.

Das Bürgerbündnis „Hoyerswerda hilft mit Herz“ leistet seither eine unverzichtbare und erfolgreiche Arbeit.

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