Zukunftsfelder und Zukunftschancen in Hoyerswerda
Das Versprechen auf der Bildungskonferenz 2022, ein Jahr später erneut eine Bildungskonferenz durchzuführen, wurde am 02.05.2023 eingelöst. Unter dem Titel „Wandel in Hoyerswerda konkret: Zukunftsfelder, Zukunftsbildung“ ging man in Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Impulsständen in diesem Jahr der Frage nach, wie eine zukunftsfähige Bildung und Ausbildung in Hoyerswerda konkret gelingen kann.
Hoyerswerda steht vor der Herausforderung, einerseits der demografischen Entwicklung entgegenzusteuern und mehr Menschen für die Stadt und die Region zu begeistern, andererseits die Weichen für die künftigen Veränderungen in der Wirtschaft zu stellen, die der Strukturwandel mit sich bringt. Projekte wie das Großforschungszentrum, aber auch die erwarteten Industrieansiedlungen sowie neue Technologiefelder werden eine große Zahl von Fachkräften erfordern und gleichfalls die Berufsbilder und notwendigen Qualifikationen der Beschäftigten verändern.
Rund 150 Gäste aus Schulen, Kindergärten, Vereinen, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft kamen in der Lausitzhalle zusammen, um sich auf die zukünftigen Handlungsschwerpunkte und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu verständigen. Dabei wurden für Hoyerswerda sechs Zukunftsfelder bestimmt, in denen die aktuelle und künftige Bildungsarbeit gedacht werden soll:
- Energiewende-Stadt: nachhaltige und vorwärtsweisende energetische Lösungen
- Regionales Netz für Gesundheit: niedrigschwellig, präventiv und nachsorgend
- Neues Wohnen in der „Platte“: klimafreundlich, grün, vielfältig, privat und gemeinsam
- Moderner Erlebnis-, Gesundheits-, Tagungs- und Bildungstourismus
- Stark im Handwerk: eine vielseitige Werkstatt in Tradition und Moderne
- Bildung und Forschung als Motoren im Strukturwandel
Die Zukunftsfelder geben die Schwerpunkte vor, in denen ein großer Bedarf an Arbeits- und Fachkräften erwartet wird. Die dazugehörigen Bildungsakteure – Unternehmen, Verbände, Schulen, Berufsschulen, Weiterbildungsträger u.v.m. – müssen sich dafür aber auch selbst verändern, ihre Angebote modernisieren und sich vernetzen. Es geht um Kooperation und eine effektive, zukunftsweisende Bildungsarbeit, aber auch um die Rahmenbedingungen.
Dr. Wilfried Kruse, Bildungsbeirat der Stadt Hoyerswerda, nennt dazu ein Beispiel: „Wenn wir von modernem Tourismus sprechen, kommen dafür etwa 20 Berufe in Frage. Um dieses Zukunftsfeld zu entwickeln, muss sich auch der Tourismus in Hoyerswerda in den nächsten Jahren dynamisch entwickeln, sonst bringen auch die ausgebildeten Fachkräfte nichts.“ Für keines der Zukunftsfelder gebe es einen Selbstlauf, es brauche massive Anstrengung.
Beispiele, wo die Zukunftsfelder bereits aktiv bearbeitet werden, gibt es. So investiert die Wohnungsgesellschaft mbH Hoyerswerda jährlich bis zu 12 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung, um für Mieter attraktiv zu sein, und denkt mit der Anlage von Spielplätzen auch an die Jüngsten. Das Lausitzer Seenland Klinikum investiert in HighTech, wird Ende des Jahres einen OP-Roboter erhalten und wirbt Pflegekräfte auch im Ausland an. Die SWH-Gruppe bietet sich als Schnittstelle an, um Ausbildung zu bündeln und ein Netzwerk aus Unternehmen zu schaffen.
Parallel gilt es, die Lebensqualität in Hoyerswerda weiter auszubauen, um als Wohn- und Lebensstandort attraktiv zu sein. Im Hinblick auf den Strukturwandel heißt das, insbesondere die jungen Menschen im Blick zu haben. Diese haben durchaus Interesse, in der Region zu bleiben, so auch Timo und Ben, die als Vertreter der „jungen Riege“ an der Bildungskonferenz teilnahmen. Sie suchen hier interessante Ausbildungsplätze und Perspektiven. Unternehmen sind aufgefordert, ihre Angebote bekannt zu machen und Kontaktpunkte herzustellen. Einen solchen bietet Lausitzbad-Chef Matthias Brauer an. Er möchte Schulklassen einen Blick hinter die Kulissen des Bades ermöglichen, um die vielfältigen beruflichen Perspektiven lebendig und greifbar zu machen.
Prof. Dr. Christian Stegmann vom Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) betrachtet die Jugend ebenfalls als entscheidende Zielgruppe: „Die jungen Menschen werden diese Region in eine Hochtechnologie-Region umwandeln.“ Potenzial zur Bewältigung des Fachkräftemangels sieht Emiliano Chaimite, Mitgeschäftsführer des Dachverbands Sächsischer Migrantenorganisationen e.V., auch bei Zugewanderten und Geflüchteten. „Das sind hochmotivierte Menschen, die da kommen.“ Ihnen sollte man beizeiten die Chance auf berufspraktische Erprobung sowie Mitgestaltungsrecht geben und sie nicht ausbremsen.
Wie Gestaltungsräume zwischen Bildung und Wirtschaft aktiv genutzt und in die Bildungsarbeit integriert werden können, erfuhren die Teilnehmer der Konferenz am Nachmittag beim »Impulskarussell«. Regionale und überregionale Initiativen präsentierten ihre Konzepte wie bspw. den „Frei Day“ an Schulen, das Projekt „Partnerschaften für Demokratie“ der RAA Hoyerswerda/Ostsachsen e.V. oder den Workshop zum Thema Strukturwandel des DGB Lausitz.
Bei der Bildungskonferenz ging es um Austausch, neue Impulse und Networking, aber vor allem auch um die Verständigung auf eine gemeinsame Vision. „Alle sind wichtig“, sagt Dr. Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde und Bildungsbeirat der Stadt Hoyerswerda. Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh ergänzt: „Wir müssen über die üblichen Beteiligungseliten hinauskommen.“ Jeder Bürger, jeder Bürgerin kann und soll sich am Prozess beteiligen, sich einbringen mit Ideen und den Wandel in Hoyerswerda gestalten.
Mitte Mai treffen sich Vertreter der Stadtverwaltung und der Koordinierungsstelle Bildung, um über die weiteren Schritte zu beraten. Eine Dokumentation der diesjährigen Bildungskonferenz ist in Arbeit und wird demnächst auf der Homepage der Stadt Hoyerswerda veröffentlicht.
Nachfolgend einige Impressionen der Bildungskonferenz 2023.