Bildung als Motor für Wachstum und Wandel
Bildungskonferenzen gab es in Hoyerswerda schon einige, in deren Ergebnis beispielsweise das Konzept der neuen Oberschule entstanden ist. Die Bildungskonferenz am Montag, dem 2. Mai, hatte das erklärte Ziel, Bildung als wesentlichen Baustein eines gelingenden Strukturwandels zu verstehen. So firmierte die Veranstaltung unter dem Titel „Bildung: Motor für Wandel und Wachstum“. Über 150 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Stadtgesellschaft folgten der Einladung der Stadt Hoyerswerda, um sich den großen Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu stellen.
Während sich der Strukturwandel an konkreten Projekten manifestiert und sukzessive im Stadtbild sichtbar werden wird, ist den Beteiligten inzwischen klar, dass bei all dem die sozialen Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. So braucht es für die nachhaltige Gestaltung von Landschaft, Wirtschaft und Energieerzeugung vor allem Menschen: Menschen, die hier gerne leben, wohnen und arbeiten und die Region mit ihren Ideen beleben. Es geht darum, die demografische Entwicklung Hoyerswerdas so zu beeinflussen, dass Menschen hierbleiben oder hierher (zurück)kommen.
Dafür müssen die Menschen bereits im Bildungsprozess abgeholt werden. So sollen sich junge Leute durch eigene Projekte am Strukturwandel aktiv beteiligen und sich mit den Fragen der Zukunft auseinandersetzen. Andererseits kann Bildung selbst ein Zukunftsfeld sein, indem hier attraktive Studien- und Praxismöglichkeiten geschaffen werden. Anvisierte Projekte im Bereich Stadtentwicklung, Architektur, Modernes Wohnen und Energie können sich zu einem Charakteristikum entwickeln, das Forschende hierherzieht.
„Auch die Berufsbildung selbst muss sich verändern und mit dem Wandel gehen, wie beispielsweise die Pflegeberufe und die Bauberufe, denn in beiden Branchen werden wir Automatisierung und Digitalisierung erleben“, sagte Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh während einer Podiumsdiskussion am Montag. Auch er ist der festen Überzeugung, dass die weichen Standortfaktoren der Schlüssel sind, um die Stadt zukunftsfähig aufzustellen. Ebenso soll die Jugend künftig eine stärkere Stimme erhalten.
Dr. Wilfried Kruse, Koordinator der AG Weinheimer Initiative und Sprecher des Bildungsbeirates Hoyerswerda, schätzt das soziale Binnenklima in der Stadt, allerdings müsse dieses noch ausgebaut werden. Er verwies auf das Gutachten „Helle Köpfe“, das Zukunftsfelder wie Mehrgenerationenwohnen, vernetzte Gesundheitsdienstleistungen, Energie, Kultur, Bildung und vieles mehr strategisch benennt – in diesen Kategorien müsse der Strukturwandel gedacht werden.
„Warum nicht hier eine Akademie gründen?“, fragte Prof. Dr. Wolfgang Mack von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in seinem Vortrag. Hoyerswerda könne durchaus Hochschulstandort werden, bspw. als Außenstelle. Ebenso biete der Bereich Weiterbildung ein hohes Potenzial. Auch Schule müsse neu gedacht werden, junge Menschen sollen sich ausprobieren, entdecken und einmischen können. Den Strukturwandel begreift er als informellen Bildungsanlass: alle sollen sich, im Sinne eines lebenslangen Lernens, einbringen.
Christian Piwarz, Sächsischer Staatsminister für Kultus, zeigte sich in seinem Vortrag beeindruckt von der vielfältigen Bildungslandschaft Hoyerswerdas und dem großen Interesse aller Akteure, sich über die zukünftigen Handlungsfelder gemeinsam zu verständigen.
Am Nachmittag fanden sich die Konferenzteilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen zusammen, um über gemeinsame Projekte zu beraten. Bei der Umsetzung werden sie von der Koordinierungsstelle Bildung unterstützt. In einem Jahr wird eine zweite Bildungskonferenz stattfinden und das bis dahin Erreichte beleuchtet.