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Gedenkfeier zum 27. Januar am 26.01.2024

„Das Unvorstellbare passierte“ – Gedenkfeier zum 27. Januar

Der 27. Januar markiert den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Bundesweit setzen Städte und Gemeinden mit ihrem Erinnern ein Zeichen gegen die Schrecken des Nationalsozialismus, gegen Unmenschlichkeit, Entrechtung, Gewaltherrschaft und Völkermord. Auch in Hoyerswerda wird alljährlich an die Opfer des Holocaust gedacht.

Auftakt am vergangenen Freitag bildete um 13 Uhr eine Gedenkfeier im Martin-Luther-King-Haus, die von Schülern der Christlichen Schule Johanneum musikalisch umrahmt wurde. Zu hören waren nachdenklich stimmende Beiträge auf dem Klavier, am Fagott und an der Orgel. Die Gedenkworte sprach Diana Karbe, Beauftragte für Sorbische Angelegenheiten bei der Stadt Hoyerswerda.

„Aus den Erzählungen von meinem Großvater und aus eigenen Recherchen weiß ich: Auch wir Sorben haben eine Geschichte mit dem Nationalsozialismus“, sagte Diana Karbe vor dem voll besetzten Saal im King-Haus. Das NS-Regime wollte die Domowina 1937 in den „Bund Deutscher Osten“ eingliedern und für machtpolitische Zwecke missbrauchen. Der sorbische Dachverwand versuchte dies zu verhindern, konnte dem Druck allerdings nicht standhalten. Der Preis war hoch, denn fortan wurde alles Sorbische Stück für Stück aus dem öffentlichen Leben verbannt.

„Meine Großmutter erzählte, den Menschen vom Lande war damals nicht bewusst, dass Konzentrationslager überhaupt existieren. Doch das Unvorstellbare passierte – und war nicht weit weg“, sprach Diana Karbe die Tatsache an, dass wenige Kilometer das KZ-Außenlager Kamenz-Herrental, auch bekannt als »Tal der Widerstandskämpfer«, existierte. „Was bleibt, sind tiefe Wunden, Narben und Erinnerungen. Heute ganz besonders präsent sind die Erinnerungen“. Sie appellierte, nicht den Geist des Verzagens in sich zu stärken, sondern den Geist der Dankbarkeit und Liebe.

Den Ausklang bildete ein Chor-Auftritt von Schülern mit dem Lied „The Sound of Silence“. Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh sowie Vertreter aus Schülerschaft und Stadtgesellschaft legten anschließend am Ehrenhain die Kränze nieder.

Projekt „Wider das Vergessen“:

Der Gedenktag ist zugleich ein Schwerpunkt des politisch-historischen Bildungsprojektes „Wider das Vergessen“, dass die RAA Hoyerswerda/Ostsachsen e.V. gemeinsam mit dem VVN-BdA Stadtverband Hoyerswerda und der Stadtverwaltung bereits seit dem Schuljahr 1995/1996 organisieren. Das Projekt ermöglicht Teilnehmenden aus vier Hoyerswerdaer Schulen, sich aktiv mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und das eigene Geschichtsbild zu erweitern. Begegnungen mit Zeitzeugen, Exkursionen zu Gedenkstätten, Lesungen und Filmvorführungen sind ebenfalls Bestandteil des Projektes.

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„Das Unvorstellbare passierte“ – Gedenkfeier zum 27. Januar